Stellungnahme der Veranstalter der Demo "Gegen Homophobie in Russland und überall!"

Wir als Veranstalter der Demo "Gegen Homophobie in Russland und überall!" möchten zu dem Bericht von lokalo.de Stellung nehmen.

Die Demonstration war ein voller Erfolg und ein farbenfrohes, positives und eindrucksvolles Signal an verfolgte Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und intergeschlechtliche Menschen in aller Welt, dass sie nicht allein sind und die Büger*innen Triers - parteienübergreifend, ob Kirchenmitglied oder konfessionslos, ob jung oder alt - sich mit ihnen solidarisieren und ihnen Mut machen wollen. Ebenso war es ein Zeichen, dass hasserfüllte Rhetorik, (staatliche) Diskriminierung von Minderheiten und das Vorenthalten fundamentaler Grundrechte nicht zu dulden sind und für die Würde und die Menschenrechte aller gestritten werden muss. Und das nicht nur in Russland, sondern auch immer noch in Deutschland.

Wir möchten festhalten, dass die gesamte Demo - von ihrem Start auf dem Viehmarkt bis zu ihrem Ende mit einem Gruppenbild der Teilnehmer*innen vor der Porta Nigra - wie nicht anders von uns erwartet, absolut friedlich verlaufen ist und auch von der Polizei zu keinem Zeitpunkt eingegriffen werden musste.

Von daher haben wir überhaupt keinen Anlass, dass unser Blick auf diese Veranstaltung in irgendeiner Form getrübt wird. Im Gegenteil: wir sind von der Resonanz und der Solidarität der Trierer Organisationen und der Trierer Bevölkerung sehr positiv überrascht und freuen uns auf die weitere Arbeit für eine inklusive, bunte und offene Gesellschaft.

Zu dem kurzen Zwischenfall mit einem NPD-Wahlplakat (nicht Plakaten, wie der Artikel suggeriert), der nach dem offiziellen Ende der Demo stattfand, können wir uns nicht wirklich äußern, weil wir ihn nur am Rande mitbekommen haben. Wir möchten jedoch auch hierzu wenige Sätze verlieren. Soweit wir es mitbekommen haben, hingen/hängen die NPD-Wahlplakate vor der Porta Nigra sowieso ordnungswidrig, weil es sich hier um einen Bereich der Trierer Fußgängerzone handelt, in dem das Anbringen von Wahlplakaten untersagt ist. Ohne das Entfernen des einen Plakats rechtlich bewerten zu können, ist es erwähnenswert, dass dies auf die breite Unterstützung der Trierer Bevölkerung stieß, die mit Applaus darauf reagierte. Auch war der Zwischenfall offensichtlich innerhalb kürzester Zeit gelöst - entfernte sich die Polizei doch nach wenigen Minuten.

Für uns als Veranstalter ist - ganz unabhängig von der Aktion mit dem rechten Wahlplakat - jedoch klar, dass Solidarität keine Einbahnstraße ist. So wie das Multikulturelle Zentrum keinen Augenblick zögerte, unseren Aufruf gegen Homophobie zu unterstützen, genauso engagieren wir uns gegen Rassismus, Antisemitismus und andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Versuche, einen Keil zwischen lesbisch-schwule Menschen und unsere Mitbürger mit nichtdeutscher ethnischer Herkunft zu treiben, lassen wir nicht zu und verurteilen wir vehement. Rassismus und ausländerfeindliche Parolen - sei es auf Wahlplakaten als auch in anderer Form - sind grundsätzlich scharf zu verurteilen und mit allen rechtskonformen Mitteln konsequent zu bekämpfen - denn Menschenrechte sind universal.

Für die Veranstalter:

Sören Landmann (Aktionsbündnis gegen Homophobie e.V.) und Florian Chefai (Evolutionäre Humanisten Trier e.V.)

Gegen Homophobie in Russland und überall!

Im Juni 2013 ist in Russland das Gesetz gegen „Homosexuellen-Propaganda“ in Kraft getreten. Es verbietet, in Anwesenheit von Minderjährigen positiv oder neutral über Homosexualität zu sprechen. Auch Veröffentlichungen im Internet sind somit unmöglich geworden. Wer es doch tut, muss erhebliche Strafen fürchten.

Glich die Situation für Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle schon vorher oft einem Spießrutenlauf, so wird sie momentan immer unerträglicher. Wladimir Putin hat sie zu Sündenböcken gemacht, die auf offener Straße gedemütigt und misshandelt werden können. Es gibt immer mehr rechte Gruppen in ganz Russland, die Videos im Internet verbreiten, in denen sie meistens queere Jugendliche zum öffentlichen Outing zwingen, sie erniedrigen und teilweise sogar foltern. Unbehelligt von Polizei und Justiz. Das gesellschaftliche Klima wird immer feindseliger. Schon gab es erste homophobe Hassverbrechen, in denen die Opfer nur aufgrund ihres Schwulseins ermordet wurden.

Auch in anderen Ländern Europas und vielen Teilen der Welt ist das Leben für Menschen, die gleichgeschlechtlich leben und lieben oft die Hölle. Manche müssen jeden Tag um ihr Leben fürchten.

Dagegen wollen wir demonstrieren!

Wir wollen den betroffenen Menschen zeigen, dass sie nicht allein sind in ihrem Kampf um grundlegende Menschenrechte. Wir wollen ihnen Mut machen und Solidarität über Grenzen hinweg zeigen.

Wir wollen ein deutliches und sichtbares Zeichen setzen gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung aller lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten und intergeschlechtlichen Mitmenschen und ihrer Freunde. In Russland und überall!

Wir wollen Flagge zeigen für Akzeptanz, Vielfalt und eine inklusive Gesellschaft, in der niemand aufgrund der eigenen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität in Angst leben muss. Denn gleichgeschlechtliche Liebe ist weder Sünde noch Verbrechen!

Mach mit! Sei dabei und komm zur Demo am Sonntag, 8. September 2013, 13:00 Uhr auf dem Viehmarkt. An diesem Tag werden weltweit Aktionen stattfinden, um gegen die homophobe russische Politik zu demonstrieren. Nur gemeinsam sind wir stark und können die Welt zum Besseren verändern!

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